Vom Wirtschaftsminister zum Aushilfslandwirt – eine bewegende Geschichte, die das Leben schreibt
2020 erhielten wir eine Bewerbung, die uns stutzig machte. Ein gewisser Albrecht Gerber wollte bei uns auf der Weidelandfarm als Aushilfe anfangen.
Der Name war uns nicht unbekannt – immerhin war er bis vor Kurzem noch Wirtschaftsminister in Brandenburg. Ein schlechter Scherz? Mitnichten.
Albrecht meinte es ernst.
Durch eine schwere Erkrankung seiner Frau hatte er sich entschieden, einen radikalen Schnitt zu machen und seiner Frau in der anstrengenden Zeit beizustehen. Er trat als bis dahin erfolgreicher und anerkannter Wirtschaftsminister zurück um mehr Zeit mit seiner Frau zu verbringen. Dazu musste er zwar raus aus der Politik und diesem verantwortungsvollen Amt , aber er wollte auch nicht untätig sein . Doch er wollte auch raus aus den Besprechungsräumen – neue Energie tanken und rein in ein Leben mit nun mehr praktischer Arbeit. Er hat sich sozusagen freiwillig von dem Schreibtisch an die frische Luft gesetzt.
Die Arbeit mit Tieren, draußen auf der Wiese, kam ihm da genau richtig vor.
So kam es, dass sein erster Minijob ihn erst mal zu Wasserbüffeln und Galloways ins Havelland führte.
Der Verlust seiner Ehefrau veränderte noch einmal ganz radikal seine Sichtweise auf das Leben, auf das was wirklich wichtig ist und ein ausgefülltes Leben ausmacht.
In dieser Phase führte ihn sein Weg zu uns auf die Weidelandfarm.
Genau 8 Jahre zuvor haben Ralf und ich nach dem frühen Tod meines Vaters unser Leben ähnlich auf den Kopf gestellt, unsere Jobs an den Nagel gehängt und Schreibtische gegen Natur getauscht. Wir wussten also wie sich so ein Schritt anfühlt und haben sofort verstanden, dass dieser Mann es ernst meint .
Schnell stellte sich ein normaler Arbeitsalltag ein, Albrecht wollte keine Sonderbehandlung und auf gar keinen Fall geschont werden . Er war ehrlich interessiert und und nie auf der Suche nach einer großen Bühne oder Aufmerksamkeit.
Gerade deshalb ist daraus im Nachhinein eine ganz besondere Geschichte geworden.
Heute engagiert sich Albrecht viel ehrenamtlich , auch in einem politisch- landwirtschaftlich geprägtem Gremium. Er bringt dort nicht nur sein politisches Wissen ein – sondern auch seine ganz praktischen Erfahrungen aus dieser Zeit.
Für uns ist er ein echter Freund geworden. Und wir finden es großartig, dass er seine Geschichte heute öffentlich teilt – um auch anderen Mut zu machen.
Mut, die Komfortzone zu verlassen.
Mut, neue Wege zu gehen.
Und Mut, sein Leben noch einmal ganz neu zu denken.
Lieber Albrecht: Wir ziehen unseren (Cowboy-)Hut vor dir!
Wer Lust hat die ganze Geschichte von Albrecht selbst zu hören kann sie sich in diesem Podcast anhören :
https://dersprung.podigee.io/7-meiner-frau-zur-seite-stehen-albrecht-gerbers-rucktritt-als-wirtschaftsminister